An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

Christian Calamus, modified 11 Years ago at 8/26/13 2:18 PM
Created 11 Years ago at 8/26/13 2:18 PM

An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

Posts: 88 Join Date: 10/23/10 Recent Posts
I tried to translate Kenneth Folk's Idiot’s Guide into German: Below are the results. Here is the original.

I have been planing to translate some of the core texts on the DhO (and possibly other material) for some time now. This short text gives so much valuable information that I thought it would be a good place to start. Maybe I will do more, not sure yet.

These texts, and Dharma literature in general, are either available in English only or are usually translated into German in a way that I suppose aims at melting the reader's brain emoticon :Word-by-word translations, hugely tacky terminology, all-too-serious religious attitudes etc., which can be off-putting.

Therefore, the translation I offer here is done more liberally, and attempts to:
- convey all the information in the original piece
- preserve as much of spirit of the text as possible, (i.e. the pragmatic attitude, humorous tone etc.)
- work toward a more reasonable dharma terminology in German

I'm by no means a trained translator and my only credential is that I learned all my “meditation theory” from MCTB and related writings and therefore am somewhat familiar with the topics and practices discussed here.

Critique and comments would be very much appreciated.

Best wishes
Christian

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Idiotensichere Dharma-Diagnose: Die 16 Vipassana-Stadien erkennen

Eine der Fragen die Yogis am meisten umtreibt lautet: „Wo befinde ich mich auf der Vipassana-Landkarte?“ Die Frage ist berechtigt und es kann nützlich sein, die Antwort zu kennen. Vertrauen in die Effektivität der Praxis und erhöhte Motivation können entstehen, wenn es gelingt, eigene Erfahrungen mit traditionellen Beschreibungen der Vipassana-Stadien in Beziehung zu setzen. Hinzu kommt, dass Lehrer verschiedene Praktiken vorschlagen können, je nachdem, in welchem Stadium man gerade ist.

Es folgt eine einfache, „idiotensichere“ Anleitung; sie beschränkt sich auf die unübersehbaren Meilensteine. Anhand der hier vorgestellten Kriterien können Meditierende selbst ihren Standort auf der Vipassana-Landkarte bestimmen.

1. Fallstudie:

Beschreibung: „Meine Meditation lief bisher gut, aber jetzt habe ich andauernd starke Schmerzen wenn ich sitze. Mir ist öfters schlecht und ich würde am liebsten den Retreat verlassen.“

Diagnose: Drittes Stadium, Bekanntschaft mit den drei Kennzeichen

„Aber ich hatte auch alle möglichen coolen Erkenntnisse über dies und jenes...“

Egal. Wer anhaltende, heftige Schmerzen hat, ist im 3. Stadium und macht Bekanntschaft mit den drei Kennzeichen.


2. Fallstudie:

Beschreibung: „Ich spüre eine unglaubliche Energie durch meinen Körper fließen, es kribbelt überall, ich sehe weiße Lichter vor meinen Augen, ich fühle mich eins mit dem Universum.“

Diagnose: Viertes Stadium, Bekanntschaft mit dem Entstehen und Vergehen

„Aber das Ganze ist unter Drogeneinfluss passiert, (oder im Traum). Ich habe nicht ein einziges mal meditiert.“

Egal, du bist im 4. Stadium. Schönen Tag noch.

„Aber es war alles so unglaublich real. Ich habe Gott gesehen. Es war die Erleuchtung!“

Nein, es war das 4. Stadium, Bekanntschaft mit dem Entstehen und Vergehen.


3. Fallstudie:

Beschreibung: „Früher einmal habe ich weiße Lichter gesehen, mein ganzer Körper hat gekribbelt, ich war eins mit dem Universum. Jetzt ist meine Meditation total scheiße und ich finde alles zum Kotzen.“

Diagnose: Eines der Dukkha-Stadien 6 bis 10, auch bekannt als Die dunkle Nacht

„Aber ich fühle mich total erleuchtet!“

Hilft nichts, es sind die Dukkha-Stadien. Herzlichen Dank fürs Gespräch.


4. Fallstudie:

Beschreibung: „Ich hab das dritte, das vierte und die Dukkha-Stadien durchgemacht (wie oben beschrieben) und jetzt fühle ich mich einfach gut wenn ich meditiere.“

Diagnose: Elftes Stadium, Bekanntschaft mit der Gemütsruhe

„Aber ich habe überhaupt keine tieferen Einsichten!“

Stimmt: Du machst Bekanntschaft mit der Gemütsruhe.


5. Fallstudie:

Beschreibung: „Ich habe das dritte und das vierte Stadium, die Dukkha-Stadien und die Gemütsruhe durchgemacht, und eines Tages saß ich einfach nur so da (ging ich spazieren, stand ich irgendwo herum) und plötzlich machte es „blip“, und ich wusste, irgendwas hat sich verändert. Es war, als sei eine große Last von mir abgefallen. Ich fühlte mich leicht und mir war ein paar Tage lang ständig zum Lachen zumute. Danach war meine Praxis ganz anders als alles was ich vorher kannte.“

Diagnose: Vierzehntes und fünfzehntes Stadium, Weg und Erfüllung.

„Aber es war überhaupt keine große Sache. Ein eher enttäuschender Abschluss. Aber es ist eindeutig, eine Art Zyklus wurde vollendet.“

Genau: Weg und Erfüllung.
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bernd the broter, modified 11 Years ago at 8/26/13 2:44 PM
Created 11 Years ago at 8/26/13 2:44 PM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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Schon ganz gut. Noch ein paar Vorschläge:

"Daseinsmerkmale" oder "Existenzmerkmale" finde ich passender als "(die 3) Kennzeichen"

Statt "Stadium" würde ich "Zustand", oder "Wissen" verwenden.

Und warum Gemütsruhe statt Gleichmut? Wenn ich so drüber nachdenke, gefällt mir Gemütsruhe eigentlich ganz gut, habe ich aber noch nie so gelesen.
Christian Calamus, modified 11 Years ago at 8/27/13 1:01 AM
Created 11 Years ago at 8/27/13 1:01 AM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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"Daseinsmerkmale" oder "Existenzmerkmale" <-- Das ist genau die Art klobiger, gestelzter Formulierung die ich in deutschen Übersetzungen von Dharma-Texten so unattraktiv finde. "Kennzeichen" stützt sich auf die Formulierung "three marks of existence", ist kürzer und man kann es zur Not mit "3Ks" abkürzen, was näher an den hier oft verwendeten "3Cs" ist (als z.B die 3Ds oder die 3Es etc.)

"Stadium" verwende ich, weil mir Formulierungen wie "das erste Einsichtswissen" oder "der zweite Vipassana-Zustand" nicht besonders gefallen. Die Formulierung "Bekanntschaft mit xy" ist auch ein Versuch, eine weniger abgehobene Ausdrucksweise zu finden.

"Gemütsruhe" beschreibt aus meiner Sicht besser das Phänomen um das es sich handelt und klingt auch ein bisschen weniger biblisch.
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Daniel M Ingram, modified 11 Years ago at 8/27/13 2:11 AM
Created 11 Years ago at 8/27/13 2:11 AM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

Posts: 3277 Join Date: 4/20/09 Recent Posts
Thanks for creating that. I put a link to this thread in the permanently stickied original thread.

Daniel
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tom moylan, modified 11 Years ago at 8/27/13 11:15 AM
Created 11 Years ago at 8/27/13 11:15 AM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

Posts: 896 Join Date: 3/7/11 Recent Posts
howdy,
nice that you took the time for this.
imo, "Wissen" would be a better choice than "Bekanntschaft". (oder sogar verstehen...)

peace

tom
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bernd the broter, modified 11 Years ago at 8/28/13 6:21 PM
Created 11 Years ago at 8/28/13 6:21 PM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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Christian B:

"Stadium" verwende ich, weil mir Formulierungen wie "das erste Einsichtswissen" oder "der zweite Vipassana-Zustand" nicht besonders gefallen. Die Formulierung "Bekanntschaft mit xy" ist auch ein Versuch, eine weniger abgehobene Ausdrucksweise zu finden.


Die Idee mit der Bekanntschaft gefällt mir. "Wissen" finde ich auch etwas ungenau, aber "Zustand" trifft es eigentlich ganz gut, finde ich. Was mir an "Stadium" missfällt, ist, dass es eine Ordnung der nanas nach Qualität suggeriert. Aber es ist irreführend zu sagen, dass das 8.nana besser wäre als z.B. das 5. nana. Da ist "Zustand" deutlich neutraler.
Vielleicht finden wir da aber auch ein noch besseres Wort?
Christian Calamus, modified 11 Years ago at 8/30/13 5:04 AM
Created 11 Years ago at 8/30/13 4:57 AM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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Tom, Bernd, vielen Dank für die Rückmeldung.

Mir scheint es gibt zwei zentrale Schwächen der bisherigen Übersetzung, und zwar
- die Übersetzung von "insight knowledges", "nanas" etc. als "Wissen", "Erkenntnis" usw.
- und die Frage, ob man diese als Stadien, Stufen, Phasen usw. bezeichnen soll.

Es stimmt, Begriffe wie "Stadium" oder "Stufe" können irreführend sein, wenn man sie im Sinne von besser/schlechter interpretiert, allerdings finde ich, sie sind auch berechtigt, weil das zweite nana eben nach dem ersten kommt und nicht vorher etc. Die Begriffe sollen also eine Folge beschreiben und nicht einen Rangunterschied. Im Englischen besteht allerdings dasselbe Problem, z.B. in Daniels Hierarchy of Vipassana Practice und auch sonst überall, wo von steps, levels und stages die Rede ist.

Wahrscheinlich besteht die Lösung darin, eine Anmerkung zu schreiben und das für den deutschen Leser zu erklären.

Oder in einem doppelten Begriff wie "Erkenntnis-Stadium" oder "Erkenntnis-Stufe", was haltet ihr davon?
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bernd the broter, modified 11 Years ago at 8/30/13 6:12 PM
Created 11 Years ago at 8/30/13 6:12 PM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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Vielleicht sollten wir den Begriff nana/nyana einfach behalten? Genauso wie bei "dukkha" geht eigentlich immer Information verloren, wenn man das eindeutscht. Eine Erklärung scheint sowieso notwendig, egal ob man es übersetzt oder nicht.
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tom moylan, modified 11 Years ago at 9/5/13 2:11 PM
Created 11 Years ago at 9/5/13 2:11 PM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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whew, i think i've reached a new stage in my practice..everything here appears to be blue and green all of a sudden..

but to your point / question Christian.

in MCTB there is a definite and important distinction between the words stages and states. the stages (stufe usw) are exactly the demarcations along the "progress of insight" trail. one doesn't have to "rank" them..they are just the signposts which appear.
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bernd the broter, modified 11 Years ago at 9/12/13 3:01 AM
Created 11 Years ago at 9/12/13 3:00 AM

RE: An Idiot's Guide to Dharma Diagnosis - in German

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Christian B:
"Daseinsmerkmale" oder "Existenzmerkmale" <-- Das ist genau die Art klobiger, gestelzter Formulierung die ich in deutschen Übersetzungen von Dharma-Texten so unattraktiv finde. "Kennzeichen" stützt sich auf die Formulierung "three marks of existence", ist kürzer und man kann es zur Not mit "3Ks" abkürzen, was näher an den hier oft verwendeten "3Cs" ist (als z.B die 3Ds oder die 3Es etc.)


Mir ist aufgefallen, dass man die 3 Characteristics auch einfach mit den 3 Charakteristiken übersetzen könnte, siehe diese Übersetzung auf Seite 8-9:

Charakteristik ist vielleicht im Deutschen etwas sperriger als Kennzeichen, aber die Einheitlichkeit mit den englischen Begriffen wiegt das imho wieder auf.


Vipassana

ist ein Pali Wort mit folgender Bedeutung: klar sehen, speziell sehen oder hindurch sehen (Vi= klar, speziell, hinein, hindurch + passana = sehen). Vipassana bedeutet Introspektion, intuitive Weisheit, intuitives Wissen. Vipassana wird oft mit Einsicht übersetzt.

Was klar sehen? Einsicht in was?

Vipassana bedeutet, dürch die wahre Natur der Wirklichkeit hindurchzusehen oder Einsicht in die wahre Natur der Wirklichkeit. Es bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Vipassana ist das direkte und intuitive Verstehen der wahren Natur aller geistigen und physikalischen Phänomene.

Vipassana ist intuitives Wissen oder Einsicht in die wahre Natur von nama (= Geist: Bewusstsein, Geisteshaltung, Denkart) und rupa (Körper: Materie, physische Form, welche die fünf Daseinsgruppen bilden (= Panca Khandha: Rupa (Körper, physische Form), Vedana (Gefühle), Sanna (Gedächtnis, Wahrnehmung), Sankhara (Geistesformationen, Willens-/Entschlusskraft), Vinnana (Bewusstsein)

Vipassana ist die Erkenntnis, dass alle geistigen und physischen Phänomene vergänglich (Anicca), Leiden (Dukkha) und unpersönlich (Anatta) sind. Diese drei Charakteristiken aller Phänomene (Tilakkhana) sind die Zeichen der Weisheit der Einsicht und die Hauptobjekte in der Vipassana-Meditation.

Vipassana ist die direkte Erkenntnis der wahren Natur von nama und rupa. Alles, alle Zustände, alle Dinge, ob innen oder aussen, geistig oder materiell, sind vergänglich, leidvoll und unpersönlich/Nicht-Selbst (Anicca, Dukkha, Anatta).

Der Meditierende, der Wissen dürch Einsicht (Vipassana Nana) entwickelt, wird erkennen, dass alles in ihm selbst und in der Welt um ihn sich fortlaufend verändert, unsicher oder unbeständig ist, dass alles angespannt, unbefriedigend oder Leiden ist, und dass nichts kontrolliert werden kann, alles ohne Substanz ist, ihm nicht gehört oder Nicht-Selbst, d. h. unpersönlich ist. Diese drei Charakteristiken sind die wahre Natur aller Phänomene.

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